Farbig, aber nicht bunt
Wer einen Film von Aki Kaurismäki anschaut, weiss, was er bekommt: liebevoll gezeichnete Figuren in miesen Jobs, in prekären Verhältnissen, oft saufend, häufig singend, dafür wenig gesprächig, aber immer mit einem Rest an Hoffnung in einem düster erscheinenden Leben.
Das ist bei Fallen Leaves nicht anders.
Was hier aber hervorsticht, ist die Farbdramaturgie, der Einsatz von Grundfarben, als dramatische Entsprechung zur emotionalen Lebenssituation.
Rot-Blau-Gelb
Keine Szene ohne Rot oder Blau, aber nicht die reinen, schönen Farben, sondern ihre schmuddeligen Verwandten. Die Blautöne sind allesamt verblasst, tendieren ins Grau. Die Rottöne sehen alle aus wie getrocknetes Blut, mal heller, mal dunkler, aber immer irgendwie blutig. Und die Gelb-Akzente erinnern an den letzten Rest Senf in einem Glas, das man im Kühlschrank vergessen hat. Und doch, auch aus diesen Grundfarben können alle anderen Farben entstehen.
Auch wenn zunächst alles, was schiefgehen kann, auch wirklich schiefgeht.
Selbst prekäre Jobs bringen Geld, ihr Verlust ist daher dramatisch, genau wie der Verlust der Telephonnummer, als sich gerade so etwas wie eine Beziehung andeutet. Aber so, wie der Film immer wieder kurze Stadt-Totalen in schönen, klaren Herbstfarben zeigt, scheint es in den Figuren einen bunten Rest an Hoffnung zu geben, ein Aufstehen nach dem Sturz.
Ohne Grauschleier in die Zukunft
Und so dürfen in den letzten Szenen die Farben plötzlich kräftig werden, der trübe Schleier lüftet sich, zumindest ein wenig, und eine finnische Version der „Feuilles mortes“ begleitet den Abspann.
Das alles ist wunderschön und hilft gegen möglicherweise aufkommenden Herbst-Blues.
Der Film läuft weiterhin in den Kinos:
Liebe Christine,
Ja, die stimmungsvollen Farben und überhaupt die Bildgestaltung sind/ ist fabelhaft! Für mich eines der Filmhighlights 2023
(Habe allerdings wenig geschaut) 🍁🍂
Liebe Grüße 🤗