#FilmTipp Soldat Monika

 

(c) ch.dériaz

 

Eine Frage des Blickwinkels?

 

Paul Poets neuer Dokumentarfilm Soldat Monika portraitiert eine vielschichtige Person mit vielfältigen filmischen Mitteln.
Monika Donner: Ex-Berufssoldatin, Ex-Mitarbeiterin im Verteidigungsministerium, Autorin, Trans-Frau, Impfgegnerin mit Hang zur rechten Ecke. Aber all das greift zu kurz, wenn man versucht, Monika vorzustellen oder zu erfassen.
Wirklich sympathisch ist sie nicht, aber als Zuschauer fällt es trotzdem schwer Monika Donner nicht zuzuhören und festzustellen, dass man mit Vorurteilen nicht immer weiterkommt.

Inszenierung

 

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Poet bietet diverse inszenierte Plattformen, in denen sich die Person Donner darstellt, entfaltet.
Auf einer Theaterbühne gibt es eine Art Familienaufstellung, mit Schauspielern als ehemalige Partnerinnen, als Mutter und Vater. Die Konstellation wirft Fragen auf, beantwortet manches, belässt anderes diffus.
Die Schauspieler halten sich dabei nicht immer nur an ihre zugedachte Rolle, brechen aus, sind der Mensch hinter der Maske und haben als solches ihre eigenen Fragen; werden so zu Reflexions- und Reibungsfläche.


Eheleben

Eine weitere Ebene ist Donners Eheleben: ein lesbisches Ehepaar.
Auch hier ist nicht alles so einfach, wie es klingt. Denn Donner hat juristisch durchgesetzt als Frau anerkannt und rechtlich eingetragen zu werden, ohne sich dabei einer medizinischen Umwandlung zu unterziehen. Auch das bietet Angriffsfläche, wirft Fragen auf.

 

Wut

Donner ist oft eine wütende Person. Entsprechend gibt es animierte Sequenzen im Film, die ihren Hintergrund, ihre Träume und ihre Ängste in zum Teil wüste Bilder übersetzen.
Tatsächlich kann man Teile ihrer Wut verstehen, vor allem, weil Donner immer gesprächsbereit und offen ist. Letztlich auch bereit, ihre Ansichten zu modifizieren, Kompromisse einzugehen, sofern man der eloquenten Frau im Gespräch gewachsen ist.

 

Rollenspiel

Eine weitere filmische Ebene bilden Szenen, in denen Monika Donner mit einem grossen Schwert durch Wälder und Abbruchhäuser pflügt. Inszenierung, Umsetzung von Träumen und Phantasien, vielleicht ihre, vielleicht die Paul Poets.

 

Rechts

Unangenehm sind die Szenen bei Corona-Demos, bei Podiumsdiskussionen, wo auch verurteile Rechtsnationale auftauchen. Donner setzt sich da nicht ab, scheint insgesamt zufrieden mit diesem Umfeld, beharrt darauf, dass sie mit den Menschen zu tun hat, nicht mit deren Ideologien.

 

Zulassen

Paul Poet zeigt ein wirklich umfassendes Portrait einer Person voller Gegensätze. Eine Person, die man nicht sympathisch findet, aber das muss man auch nicht. Dank der Dramaturgie und der filmischen Mittel kann man einfach nur zuhören, zuschauen, zulassen und erkennen, dass nichts einfach nur schwarz-weiss ist und sich fragen, wie viel Andersartigkeit man zulässt.

Der Film läuft in Wien im Votivkino und im Metrokino.

 

 

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