Liebe und Grausamkeiten
Drei Episoden, drei Geschichten, in denen fabelhafte Darsteller zeigen, wie das Böse und Grausame auch komplett ohne Geschrei und offensichtliche Brutalität, nämlich im Schafspelz der Liebe, Leben zerstört.
Kinds of Kindness von Yorgos Lanthimos zeigt, dass Liebe nicht immer Liebe ist.
Die Episoden, sind nicht nur toll gespielt, allen voran von Emma Stone und Willem Dafoe, sondern sie nutzen auch wunderbare Bilder, um Freundlichkeit zu suggerieren, wo doch in Wahrheit das Böse herrscht. Manche Bilder erinnern an Hopper Gemälde, das Trostlose von Motelzimmern, die grafische Genauigkeit eines Parkplatzes: Hopper in Bewegung. Schön sind auch die Wechsel von extrem nahen Einstellungen zu Totalen, die eine eigenwillige Abstraktion erzeugen. Die Filmmusik schafft es, die Szenen und Stimmungen zu unterstreichen, hervorzuheben, ohne aufdringlich zu sein.
Was etwas enttäuscht ist, dass die Episoden zwar das Grundthema gemeinsam haben, und die Darsteller in allen Episoden spielen, aber es untereinander keine Verbindung, es keine wie auch immer geartete Auflösung gibt. Dadurch wird der Film mit 165 Minuten doch recht lang, selbst wenn man die drei Episoden als drei längere Kurzfilme sehen kann.
Trotzdem
Warum es sich dennoch lohnt, den Film zu sehen?
Wegen der irren Einfälle und Spielarten von Gemeinheit und Grausamkeit.
Wegen der, bei Lanthimos gewohnten, Fülle an schrägen Einfällen und wahnsinnigen Figuren. Wegen der Subtilität der Ekelhaftigkeiten, sei es auch nur, um zu lernen diese oder ihre Verwandten im wahren Leben zu entlarven. Insgesamt unterhaltsam, wenn man keine Probleme mit Blut auf der Leinwand hat und kein Happy End braucht.
Der Film läuft in Wien in Originalfassung im Filmcasino und im Filmhaus.