
Wer ist Österreicher?
Der Dokumentarfilm, Noch lange keine Lipizzaner von Olga Kosanović, beleuchtet, begleitet und stellt Fragen.
Fragen zu dem, was für viele selbstverständlich, und für (fast) ebenso viele alles andere als selbstverständlich ist.
Die Frage nach dem Wir, nach der Zugehörigkeit, der Staatsbürgerschaft.
Kosanović ist eine österreichische Regisseurin, möchte man sagen, aber faktisch ist sie genau das nicht. Ihre Eltern stammen aus Serbien, sie, geboren und aufgewachsen in Österreich – für jeden hörbar Österreicherin – will endlich auch auf dem Papier dazugehören.
Aber, der Politik und der Bürokratie „sei Dank“, sind da Hürden, die an Satire erinnern.
Die Hürden

Was zunächst wie eine einfache Anfrage aussieht, erweist sich, nach dem Einreichen einiger Kilo an Papieren, als Problem. Die Regisseurin hat im Bemessungszeitraum 58 Tage mehr als erlaubt in einem anderen Land verbracht. Dass es sich dabei um Ferien, Studienaufenthalte und ähnliches handelt, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Das bedeutet: zurück auf Start, neue Wartezeit, um die richtige Balance zwischen Aus- und Inland zu erreichen.
In der EU hat nur Bulgarien ein restriktiveres Einbürgerungsrecht, weltweit sind es nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Klug und witzig
Die Hürden, die ihr selber im Weg stehen, behandelt sie sowohl klug als auch mit viel Witz und Phantasie.
Sie nutzt Interviews mit Soziologen, Philosophen, Anwälten, aber auch kurze, immer wiederkehrende Anmerkungen von Österreichern, oder Gerade-noch-nicht-Österreichern, setzt kurze, satirisch überspitzte, Spielszenen dazwischen, oder bindet Radio und TV-Beiträge in Animationsszenen ein. Das Ergebnis macht Spass und nachdenklich.
Die Fragen nach dem, was originär österreichisch ist, wird im Verlauf des Films immer vager beantwortet, je mehr Argumente gekommen sind, um so mehr fällt den Protagonisten auf, dass die Frage nicht so klar ist, wie gedacht. Oder eigentlich noch viel einfacher ist, als gedacht: Die meisten kommen im Verlauf zur Erkenntnis, Österreicher ist, wer in Österreich geboren ist.
Aber eben genau das reicht in Österreich nicht.
Unbelehrbar
Selbstverständlich kommen auch die ewig unbelehrbaren zu Wort, wobei auch deren verbohrte Ansichten durch die Wendungen des Films immer absurder werden. Die titelgebenden Lipizzaner der spanischen(!) Hofreitschule, die im slowenische (!) Lipica gezüchtet werden, gelten fast allen Befragten als so österreichisch wie Berge oder Schnitzel. Dennoch ist der Titel die dumme Pointe eines Kommentars im Internet: „Die Jungen einer Katze, die in der Hofreitschule geworfen hat, sind noch lange keine Lipizzaner“.
Der Regisseurin bleibt nur, weiter versuchen, die Staatsbürgerschaft zu bekommen und bis dahin weiter mit viel Humor und Können Filme zu machen.
Der Film läuft weiterhin im Wiener Stadtkino.