#Visions du Réel Experimenteller

 

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 Vampire, was sonst

 

Weiter mit der eher zufälligen und sehr subjektiven Auswahl an Dokumentarfilmen.
Den Anfang macht ein Film, dessen Titel – natürlich – auffällt und neugierig macht:

Vampires, It’s Nothing to Laugh at von Kinga Michalska
Die Basis dieses experimentellen Dokumentarfilms ist die wissenschaftliche Arbeit eines Linguisten und Anthropologen aus den 60er Jahren. Eigentlich auf der Suche nach sprachlichen und folkloristischen Besonderheiten einer kaschubischen Dorfgemeinschaft in Kanada, biegt er irgendwann vom wissenschaftlichen Weg ab. Der Forscher verstrickt sich in seiner eigenen Folklore, die, gespeist von literarisch-filmischer Populärkultur, aus der Aussage einer Frau plötzlich ein Dorf von Vampiren macht. Dem Forscher bescherte das eine gute Karriere, dem Dorf einen miesen Ruf, der bis heute nachwirkt. Die Regisseurin startet mit der gleichen poppigen Neugierde, und muss am Ende beschämt feststellen, dass sie den ethisch fragwürdigen Methoden zu leicht gefolgt ist. Ein Aufruf zur Genauigkeit, verpackt in einen ungewöhnlichen Film.

 

Tagebuchnotizen

 

Animal von Riccardo Giacconi

Ein weiterer experimenteller Film, dieser aber weit weniger gelungen, als der erste. Gut zwei Drittel des Films ist Schwarzbild mit Off-Text. Ein Text, der ein Entwurf, eine Sortierung zu beinhalten scheint: Dies getan, das empfunden, jenes gedreht. Unterbrochen wird diese lange Auflistung von kurzen bebilderten Passagen, in denen man eben das sieht, was zuvor angekündigt wurde. Der im Katalog angekündigte Dialog zwischen Puppenspiel, Mechatronik und Computer erschliesst sich nur sehr spärlich. Alles in allem: eher langweilige 21 Minuten.

 

Neugier

 

The Building Opposite von Siri Pårup

Das Haus gegenüber, die Menschen hinter den Fenstern, ein Panoptikum unbekannter Skurrilitäten, bunt wie ein Adventskalender. Die Regisseurin hat aber nicht nur das Haus gegenüber abgefilmt, sondern, laut Katalogtext, einige Wohnungen im Studio nachgebaut, nachgespielt, und in die Bilder des realen Hauses unsichtbar eingefügt. Entstanden ist ein lustiges Panorama, das in jeder Stadt, in jeder Nachbarschaft so zu finden ist, man muss bloss genau hinschauen können.

 

Blut wird fliessen

 

 

Chienne de rouge
(c) Yamina Zoutat

 

 

 

 

 

 

Chienne de rouge von Yamina Zoutat

Wie die titelgebende Bluthündin, folgt die Regisseurin der Spur des Blutes. Die Spuren kreuzen und überlagern sich, von Menstruationsblut zu Nasenbluten, zu Kunstblut, todbringendem oder lebenspendendem Blut.
Überall: Blut. Echtes rotes Blut und das metaphorische Blut, das uns mit unserer Kultur, unserer Vergangenheit verbindet. Eine Reise, eine Spurensuche, die sehr schön bestätigt, was man schon weiss: Blut ist ein ganz besonderer Saft.

 

 

Narben

 

Disturbed Earth von Kumjana Novakova & Guillermo Carreras-Candi

Egal wie viele Filme man über den Krieg in Bosnien oder speziell über, oder um das Massaker von Srebrenica sieht, jeder Film ist anders. Was an Disturbes Earth beeindruckt, ist die Ruhe in den Bildern. Oft sind es lange Totale, die Zeit geben, zu schauen. Zeit, zu erkennen, wie viel Narben und offenen Wunden übrig sind. Es wird so gut wie gar nicht gesprochen in diesem Film, kurze auf Schwarz geschriebene Zwischentexte tragen den Ablauf ein Stück vorwärts. Kurze Videobilder von 1995: Soldaten, Menschen in Bussen, Bilder, die man so, oder so ähnlich, kennt. Der Rest ist ruhiger, langsamer Alltag, der trotz der Minen, der immer noch nicht gefundenen oder nicht identifizierten Toten, weitergeht, weitergehen muss. Diese Ruhe macht deutlich, dass auch das pure Überleben eine Narbe ist.

 

Ein Kurzfilm geht noch, bevor die Bilderflut überhandnimmt.

Phallisch

 

Dildotectonics von Tomás Paula Marques

Dildos herzustellen, die nicht phallisch, aber eben doch ergonomisch passend sind, und dann auch noch aus Keramik? Das ist die eine Seite der Geschichte.
Die andere ist die geträumte Rekonstruktion eines Falls von zwei Frauen während der Zeit der Inquisition, bei dem auch Dildos, vielleicht aus Keramik, eine Rolle spielten. Kurzweilig, hübsch gemacht und auf Analogfilm gedreht.

 

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