#FilmTipp Little Joe

                                        FilmTipp oder FilmWarnung?

Little Joe
(c) ch.dériaz

Viel war schon zu hören von Jessica Hausners erstem in England und auf Englisch gedrehtem Film. Wettbewerbsbeitrag in Cannes, wo Emily Beecham den Preis der Besten Schauspielerin gewann. Auch der Trailer des Films verspricht dezent gruseliges Science-Fiction Kino; also ab ins Kino.
Aber, ach weh…..
Little Joe – Glück ist ein Geschäft enttäuscht die Erwartungen. Wobei, man kann gar nicht genug Lob für Martin Gschlachts grossartige Kamera aussprechen. In Kombination mit Szenenbild (Katharina Wöppermann) und Kostüm (Tanja Hausner) entstehen originelle, wunderbar verschrobenen Bilder. Licht, Farbe und Kadrierung lassen Bilder entstehen, die immer wieder an Hopper-Gemälde erinnern. Auch die Entscheidung, die handelnden Figuren am Rand des Bildes verschwinden zu lassen, und damit den Blick des Zuschauers auf Farben, Formen und Räume zu lenken ist gelungen und originell.
Wäre es nur auch die Geschichte, die da erzählt wird.
Stattdessen eine eher dünne Story um eine „böse“ Blume, die gut riecht, Menschen glücklich machen soll, aber die wohl böses im Schilde führt. Man kann das lesen als Kritik an einer allzu selbstverliebten Wissenschaft, in der alles, was machbar ist, auch gemacht wird, oder als Kritik an einer zunehmend egozentrischen Gesellschaft.
Im Kern ist es eine schwache Auflage der Frage: was tun, wenn um mich herum alle einem Wahn folgen; mitmachen und dazugehören oder ausgeschlossen werden?
Dennoch, bis zu den letzten 20 Sekunden könnte das alles noch irgendwie durchgehen, aber dann schiesst sich der Film selber ab. Die Schlusspointe ist im freundlichsten Fall als kindisch zu bezeichnen, eigentlich drängt sich „dämlich“ wesentlich mehr auf.
Irgendwie schade.

Votiv Kino, Wien
(c) ch.dériaz

Wer sich selber ein Bild machen möchte, der Film läuft in zum Beispiel im Votiv Kino.

 

Gustav Deutsch

 

Österreich ist reich an Experimantalfilmern.
Seit heute allerdings um ein vielfaches ärmer.
Der Tod des Wiener Filmemachers Gustav Deutsch mit – kann
man sagen: nur? – 67 Jahren wird eine spürbare und grosse Lücke hinterlassen.

Deutschs Experimentalfilme waren nie beliebig, geschmäcklerisch oder „nur für Filmwissenschaftler“, er hatte das Talent, sei es aus Found-Footage oder aus selbst gedrehtem Material, immer eine intelligente aber eben auch greifbare Einheit zu kreieren.

Egal ob seine Film-ist Reihe oder Shirley – Visions of Reality, seiner experimentellen Umsetzung von Hopper Bildern in einen Langfilm, als Zuschauer fühlt man sich angesprochen, berührt.

Das ist viel.

Und das wird jetzt schmerzlich fehlen, nicht nur in Österreich.

Mehr zum Werk hier.