Tonfilm-Bildfilm
Tatsächlich ist es immer wieder eine gute Idee, den intellektuellen Filmdiskurs zu hinterfragen, seine eingefahrenen Wege zu kritisieren oder sich darüber lustig zu machen. Selbst das Konzept auf den Kopf zu stellen, kann ein sehr guter Plan sein. Was bei Razzennest von Johannes Grenzfurthner passiert, ist allerdings eher grosser Unfug. Der Film besteht aus einer Bild- und einer davon losgelösten Tonspur. Im Bild gibt es Landschaft, kaputte Häuser, Friedhöfe, Kreuze, Details von jeder Komponente, die Tonspur ist ein Hörspiel, das immer mehr aus dem Ruder läuft. Am Anfang hört man eine Art Interview in einem Studio, zwischen einer Kritikerin und dem fiktiven Filmemacher der Bilder. Sie haben einen recht harschen, manchmal sogar ganz witzigen Austausch über Film als visuelles Medium, das sich, laut fiktivem Regisseur, nicht von Erklärung und Konzept in die Knie zwingen lassen darf. Dazu sind die Bilder ruhig, meditativ. Plötzlich wird aus dem Interview eine Art Horrorhörspiel, in dem sich der Tonmeister und der Kameramann in marodierende Horden aus dem 30-jährigen Krieg verwandeln, und in Folge das gesamte Studio abbrennen und am Ende alle tot sind. Die Bilder, werden – immerhin – dazu rabiater, schneller geschnitten, die Sequenzen abgefahrener. Aber es bleiben Bilder einer Landschaft, in der im 30-jährigen Krieg (wo nicht in Europa?) Mord und Totschlag herrschten, die gleichen Bilder wie vorher schon. Die Idee und Umsetzung sind eindeutig durchdacht und nicht beliebig hingepfuscht, und als Kurzfilm wäre das Ganze wahrscheinlich noch originell gewesen. So war es hauptsächlich anstrengend, und einige Zuschauer haben auch den Saal verlassen.
Geister
Um 18 Uhr hat bei vollem Saal ein Horrorfilm mit zarten Schockelementen seine Uraufführung: Heimsuchung von Achmed Abdel-Salam. Eine Kleinfamilie muss gegen die Geister der Mutter kämpfen. Wie immer in solchen Geschichten, was man aus der Vergangenheit verdrängt, verfolgt und peinigt in der Gegenwart, wenn man das Verdrängte aber erkennt, stehen die Geister plötzlich im Zimmer. Zumindest bis man sie erkannt, zurückgedrängt, ihren Ursprung verstanden hat. Sehr hübsch gemachter Film, schön gespielt, vor allem vom kleinen Mädchen (Lola Herbst), das die Bandbreite von Schreck bis Aufmüpfigkeit und wieder zurück perfekt beherrscht. Diese österreichische Produktion, keine Koproduktion, braucht sich vor vergleichbaren Filmen definitiv nicht zu verstecken.
Fussball
… ned, tassot, yossot … von Brigitte Weich erzählt sowohl von Fussballerinnen als auch von Nordkorea. Was auch bei dieser zweiten Beobachtung – nach ..hana, dul, sed..– hervorragend gelingt, ist, die Protagonistinnen offen, liebevoll und voller Enthusiasmus erzählen zu lassen. Dabei ist es egal, ob sie über ihre Karrieren nach der aktiven Zeit als Nationalspielerinnen reden, über Kinderwunsch, Abtreibung oder die Verehrung für ihren politischen Führer. Weich mischt Privates und Politisches mit ebenso leichter Hand, wie sie in den verschiedenen Lebensphasen der Frauen hin und her wechselt, und sie so immer wieder auch ihr eigens Leben mit Humor kommentieren.So entsteht eine ehrliches, feinfühliges Portrait, in dem man die Frauen wirklich kennenlernt und das beim Schauen sehr viel Spass macht.
Die heutigen Vorstellungen waren alle ausverkauft, und vor den Kassen bilden sich immer wieder Schlangen, um doch noch Restkarten zu ergattern.