#FilmTipp Stillstand

(c) ch.dériaz

 

Da war doch was

 

Es ist noch gar nicht lange her, da stand die Welt, wie wir sie kennen, still.
Die Pandemie bestimmte den Tagesablauf, führte zu Situationen, zu Überlegungen, die bis dahin nicht für möglich gehalten worden waren.
Nikolaus Geyrhalters neuer Film Stillstand lässt diese fast zwei Jahre auf der Leinwand Revue passieren.
Und er macht das mit gewohnter Präzision, Geduld und grosser Schönheit.

 

Erinnern

 

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Jeder war dabei, jeder war betroffen, und doch erinnert man sich nur partiell an die Ereignisse. Manches ist immer noch sehr präsent, wie die leergefegte Wiener Innenstadt, die umherflitzenden Polizeiautos oder, etwas später, die vielen Menschen, die ihre Schnelltests zu Sammelbehältern bringen.

 

 

 

Geyrhalter lässt über diese knapp zwei Jahre Wienerinnen und Wiener zu Wort kommen. Die Auswahl der Protagonisten ergibt einen guten Überblick, jeder ist betroffen, aber nicht jeder auf die gleiche Art. Allen gemeinsam ist die Hoffnung, dass diese Extremsituation uns alle nicht nur zum Innehalten, sondern auch zum Überdenken und Umdenken führen wird.

 

Langsamkeit

 

Statt auf Bildermasse setzt Gayrhalter auf Langsamkeit, man kann jedes seiner tollen Bilder in Ruhe ansehen, ohne zu befürchten, dass einem gleich ein Detail entgehen wird. Er verzichtet auf Kommentar und auf Musik, lässt dafür durch Ruhe und Originalgeräusche die Erinnerung wieder aufstehen. Die Interviews sind persönlich, selbst die mit dem Wiener Gesundheitsstadtrat, keine Parolen oder Politphrasen. Und alle durchlaufen die gleichen emotionalen Phasen von Fassungslosigkeit über Hoffnung auf Erneuerung bis zu mittlerer Resignation.
Die Haltung des Films ist dennoch klar, wenn auch eher subtil. Zum Beispiel in der Positionierung von Situationen innerhalb des Films, man kann das als Zuschauer sehen, oder übersehen; Haltung nicht Belehrung.

 

Solidarität

 

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Wie viel von der Solidarität, die am Anfang der Pandemie herrschte, übrigbleiben kann, liegt an uns allen. Wir waren alle dabei, alle betroffen, und doch verschwimmt die Erinnerung langsam. Stillstand funktioniert wie ein Archiv des Erinnerns, und das macht der Film sehr gut und sehr schön.
Wer sich also erinnern möchte, kann den Film weiterhin im Stadtkino sehen.

 

 

 

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