#FilmTipp Sinners

(c) ch.dériaz

 

Buntes Allerlei mit Vampiren

 

Sinners mischt Vampir-Spektakel mit Südstaaten Tradition und tief verwurzelten archaischen Bräuchen. Aus diesen Zutaten kocht Ryan Coogler einen wilden Eintopf, der trotz guter Zutaten etwas unbefriedigend bleibt.

 

Verlorene Söhne

Das Mississippi-Delta in den frühen 1930er Jahren, die Zwillinge Stack und Smoke kommen nach Jahren zurück, im Gepäck nicht nur Gangster-Geld, sondern auch ihre Vergangenheit, und den Wunsch nach einem Neustart. In nur einem Tag verwandeln sie eine alte Scheune in einen Blues-Club. Trotz diverser emotionaler Wunden scheint der alte Zusammenhalt mit Freunden und Familie leicht wiederzubeleben, alle helfen mit, das Projekt auf die Beine zu stellen.

 

Der Süden und der Glaube

 

(c) ch.dériaz

 

Enge familiäre Bindungen, aber auch Glaube und Aberglaube bilden die Grundlage der Geschichte, der Beziehungen, des erzählerischen Bogens. Der junge Sammy, Cousin der Zwillinge und aussergewöhnlicher Bluesmusiker, wird gewarnt, seine musikalische Gabe öffne das Tor zu Zukunft und Vergangenheit, zur Hölle womöglich. Eine der besten Szenen erwächst aus dieser Vorstellung: Sammy spielt und singt, die Gäste tanzen, und immer mehr mischen sich archaische Figuren und Wesen aus der Zukunft auf die Tanzfläche, die Musik wird wilder, schräger, hitziger.

 

Die Vampire

Die Vampire, angeführt von einem irischen Einwanderer, bieten ein paralleles Lebensmodell: ewiges Leben, ewige Freundschaft, Überwindung aller Schranken.
In ihrer lieblichen Art, mit hübschen irischen Gesängen wirken sie wie Vertreter einer Sekte. Vordergründig sanft, im Hintergrund gierig und autoritär. Der Wettkampf der Musikstile bietet eine weitere sehr beeindruckende Szene, einerseits entfesselter Blues, andererseits irischer Stepptanz und blutverschmierte Gestalten.
Auf beiden Seiten Tradition, Musik, Familie, Antagonisten, die gar nicht so verschieden sind.

 

Showdown

Der Showdown kurz vor Sonnenaufgang gerät etwas konfus, zu viele Zutaten, zu viele Probleme, die noch schnell besprochen und gelöst werden müssen, aber reichlich Blut und Geschrei.
Dass am Ende dann auch noch die lokalen Ku-Klux-Klan Idioten aufkreuzen, ist die Zutat zu diesem Südstaateneintopf, die den Geschmack verdirbt. Nicht die Tatsache, dass sie kommen, sondern das Timing. Die Szene verdirbt irgendwie den Fluss der Geschichte, holt noch rasch das letzte Südstaaten-Klischee hervor, um dem Helden einen heldenhaften Abgang zu verschaffen.

 

Dennoch

Insgesamt kann man trotzdem gute zweieinhalb Stunden verbringen, auch wenn es in der Art schon deutlich wildere und originellere Filme gibt.
In Wien läuft Sinners in Originalversion ohne Untertitel im Haydnkino und im Artis Kino, das heisst: keine Hilfe beim Südstaatendialekt.

 

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