#Bernhard Marsch – Gedanken

 

 

Eine Filmstimme verstummt

 

 

Letzte Woche starb der Kölner Filmemacher und Schauspieler
Bernhard Marsch – mit nur 63!
Köln verliert damit eine seiner schillerndsten und schrägsten Filmpersönlichkeiten.
Das Kurzfilmschaffen wird um eine Farbe ärmer.
Und ich verliere einen Freund.

Anfänge

Zum ersten Mal bin ich Bernhard begegnet, als ich gerade noch Cutterassistentin war, und ihm abends „meinen“ Schneideraum zur Verfügung stellen sollte. Ich blieb dann ein bisschen, hab geschaut, was er da schneidet, hab beraten, Tipps gegeben. Und hab mich gefreut, dass da jemand einen Film macht, der keinem Publikum, keiner Sehgewohnheit gehorchen muss, sondern einfach nur dem Gefühl, dem Geschmack des Regisseurs zuzusagen braucht.
Bereits seinen nächsten Kurzfilm, Halleluja, durfte ich dann schneiden.
Das war nicht immer einfach.
Bernhard Marsch war ein dickköpfiger Regisseur. Mehr als einmal haben wir über einzelne Felder – 1/25 einer Sekunde – diskutiert, verhandelt, gestritten.
Rein oder raus? Mit Abstand schauen, oder Bild für Bild?
Das ging manches Mal recht laut und wüst zu.
Vermutlich waren da zwei Dickköpfe im Schneideraum.
Aber immer haben wir einen Weg gefunden, mal hat er nachgegeben, mal ich.

 

Überblendung

Es folgten weitere gemeinsame Arbeiten. Später, als ich nicht mehr in Köln war, blieb der Kontakt über Bundesländer- und Staatsgrenzen aufrecht. Unvergesslich der Schnitt des Pornomusicals Liebe ist Geschmackssache, das er gemeinsam mit Piet Fuchs inszeniert hat. Unvergesslich einerseits, weil ein Pornomusical eine künstlerische und gestalterische Herausforderung ist, und weil Bernhard hier ein einziges Mal in der Endfertigung und ohne mein Wissen, eine Überblendung hat einfügen lassen. Dramaturgisch war diese nicht wirklich zielführend, seine Erklärung: „Ich wollte einmal eine Überblendung im Film haben“.

 

Weltbürger

So kölsch Bernhard Marsch war, so sehr war er auch eine Art Weltbürger, interessierte sich für andere, lernte ständig neue Menschen kennen, lernte von ihnen. Vermutlich hätte man ihn für jeden Ort auf der Welt nach einem Kontakt fragen können und er hätte dort einen Bekannten nennen können.

Bernhard war liebenswert, chaotisch, grosszügig und dickköpfig, freundlich und laut, manchmal launisch.
Das alles hat ein sinnloser, furchtbarer Unfall am 15. Juni 2025 zunichtegemacht.
Bernhard war ein Freund, er wird nicht nur mir fehlen.

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