#KunstTipp Daumenkino

 

(c) ch.dériaz

 

 

Archaische Filmkunst

 

Was ist Film?
Bilder und Bewegung in der Zeit.
Egal ob mit 18, 24, 25 oder 30 Einzelbildern pro Sekunde. Bewegung wird erst zerlegt und dann durch Abspielen wieder zusammengesetzt, den Rest erledigt unser Hirn.
Nichts anders macht das Daumenkino.

 

Und Geschichten?

 

Ja, Film ist auch das Erzählen von Geschichten, im erweiterten Sinn. Egal ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Industrie- oder Werbefilm, egal ob stumm oder mit Sprache, richtig gut ist es erst, wenn im Zuschauer eine Geschichte entsteht. Dafür braucht man vor allem eines: Phantasie; auf beiden Seiten der Leinwand.

So kann es leicht passieren, dass die von mir viel gescholtenen „Hörfilme“, in denen ausser redenden Köpfen kein visueller Stimulus geboten wird, als Film durchfallen, während ein Daumenkino, aus 36 Einzelbildern, eine so dichte Geschichte erzählt, die sprachlos macht und begeistert.

 

Der Künstler

 

Wer macht also solche Kleinodien der archaischen Filmkunst?
Photograph, Kameramann, Regisseur und Geschichtenerzähler Volker Gerling.
Zu Fuss unterwegs, mit Bauchladen und Kamera, lässt er sich von Augenblicken inspirieren, bevor er zur Kamera greift und einige dieser Momente in eben 36 Einzelbildern festhält.
Selbst wenn man nur so ein Daumenkino anschauen würde, wäre das schon ein Moment der Freude. Noch schöner wird es aber, wenn Volker Gerling mit seinen Werken auf Tour geht.

Auf der Bühne bekommt das Daumenkino eine weitere Filmdimension, die aufgeblätterten Büchlein werden von einer fest montierten Kamera abgefilmt und auf eine Leinwand projiziert.
Kino also.
Dazu kommt noch die Geschichte, das Drumherum, das Entstehen der Sequenz, und das so charmant und gekonnt, dass alleine das den Abend wert ist.

 

 

Der Tipp

 

Jetzt gibt es von 6. April bis 16. Juli die Möglichkeit diese schönen Arbeiten im Rahmen der Ausstellung Portraits in Motion in Innsbruck zu sehen.

Volker Gerling wird Anfang April anwesend sein.