#KinoTipps Herbst ist Kinozeit

Burgkino_No time to die
(c) ch.dériaz

 

Das Popcornkino ist zurück

 

Dauernd verschoben, lang erwartet: der neue Bond, No Time to Die, läuft in den Kinos.
Wer einen Bond-Film anschauen geht, weiss, was er bekommt.
Action, Tricks, eine Welt, die irgendwie altmodisch in Gut und Böse unterteilt ist, und ein Superagent, der am Ende als Retter glänzen darf.
Wer das nicht mag, nicht sehen will, geht nicht hin.
Für alle, denen 163 Minuten „Hau-Drauf-und-Bumm“ Freude bereiten, sei der neue James-Bond-Film ans Herz gelegt.

Es gibt wieder Popcorn
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Wobei, so ganz altmodisch ist der neue Bond dann doch wieder nicht. Es werden zwar massenhaft schicke Autos in Schrott verwandelt, alte und neue Waffen exzessiv abgefeuert, ausprobiert und letal eingesetzt, und schöne Landschaften in Kriegsschauplätze verwandelt, aber etwas ändert sich langsam im Bond-Universum.
Die Figuren, besonders aufseiten der Agenten, sind vielschichtiger, vielfältiger. Frauen dürfen mehr als nur schön aussehen, sie dürfen auch in ihrem Agentenjob richtig gut sein, und das darf auch vom Übermacho Bond neidlos und in Worten anerkannt werden. Auch die pure schwarz-weiss Zeichnung der Welt bekommt – leichte – Schattierungen, M werden (Selbst)Zweifel und sogar unklare Motive zugestanden.
Und so nähert sich Ian Flemings Romanfigur aus den 60er Jahren, langsam, der heutigen Zeit. Die Tür zu einem Doppelnullagenten, der sowohl jedwede Hautfarbe als auch jedwedes Geschlecht haben kann, ist einen Spaltbreit geöffnet.
Wem das alles zu blöd, zu retro, zu laut ist, hier noch ein paar Tipps.

 

Japanisches Kino – jüdische Filme

 

Im Wiener Filmcasino findet vom 6. bis 10. Oktober das Festival Japannual statt.
Das Programm bietet vielfältige Einblicke in japanisches Filmschaffen, von Manga bis Experimentalfilmen von ITO Takashi, mit einer Einführung von Claudia Siefen-Leitich.
Unter dem Motto Trotzdem! findet das jüdische Filmfestival Wien vom 3. bis 17. Oktober statt. Auch hier gibt es Filme aller denkbaren Genres zu sehen.

 

Weiterhin im Kino

Eine dringende Filmempfehlung ist der wunderbare Film Hochwald von Evi Romen, der weiterhin in vielen Wiener Kinos zu sehen ist.

 

herbstlich
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Es ist also egal, dass das schöne Spätsommerwetter demnächst vorbei sein wird, es wird Zeit wieder ins Kino zu gehen.

Licht im Tunnel

Kino-Herbst

 

 

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Nein, es ist nicht alles wieder gut!
Es herrschen weiterhin Beschränkungen.
Kinos spielen, aber mit reduziertem Platzangebot.
Der Mund-Nasen-Schutz wird zu so etwas wie einem Modeaccessoire.
Trotzdem, manches geht wieder – zumindest so ein bisschen.

 

In Wien zum Beispiel laufen diverse Filmtage, Filmfestivals. Das Platzangebot im Saal beschränkt, Zugang mit Mund-Nasen-Schutz, möglichst keine Menschenhaufenbildung vor dem Saal, auch wenn genau das am schlechtesten funktioniert.

 

Japannual
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Zurzeit können also noch japanische Filme beim Japannual angesehen werden.

Bis Ende des Monats läuft das Jüdische Filmfestival mit einem umfangreichen und buntem Programm.

Und auch die Viennale findet dieses Jahr statt, fast wie gewohnt. Fast, weil es keine Orte für Begegnungen geben wird, also von den Kinosälen einmal abgesehen. Zusammentreffen von Filmschaffenden und Publikum mit gemeinsamen Trinken alkoholhaltiger Getränke ist abgesagt, dafür bleiben die Filmvorstellungen bestehen, und finden dieses Jahr sogar in noch mehr Kinos als sonst statt. Das vollständige Programm wird am 13.10. veröffentlicht.

 

Und international?

Die ersten Filmfestivals von 2021 werfen schon leichte Schatten voraus.
Filme können eingereicht werden, erste Ideen, wie der aktuellen Situation begegnete werden kann, stehen im Raum. Einige Festivals planen Hybridversionen, heisst: sowohl Live-Programm in Kinosälen als auch Online-Programm, andere setzen auf Live-Versionen, alle versprechen ein gutes Hygienekonzept.
So kann geplant werden, kann auf aktuelle Veränderungen reagiert werden, geht das Filmschaffen nicht völlig unter.
Das ist gut.

In Locarno scheidet künstlerische Leiterin Lili Hinstin nach nur zwei Jahren wieder aus, die offizielle Begründung: „unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunftsstrategie “.
Das heisst alles und nichts, und ist umso unverständlicher, als noch im Sommer Festival Präsident Marco Solari und Lili Hinstin sich gegenseitig lobten, trotz widriger Umstände ein so gutes Festival hinbekommen zu haben. Die Unterschiede in der Auffassung müssen also gravierend gewesen sein, denn normalerweise lässt Solari seinen künstlerischen Leitern völlig freie Hand beim Gestalten.

Ausblick

2021 wird man sehen, was im deprimierenden Jahr 2020 alles möglich war, was fertig wurde und wie es fertig wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Filmqualität nicht zu sehr gelitten hat, dass Kreativität schlechte Bedingungen überwinden konnte, dass neue und alte Ideen zu spannenden Projekten werden konnten und werden können.
2021 wird auf jeden Fall ein spannendes Kinojahr.

Licht im Kino
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Und die blöde Metapher vom Licht am Ende des Tunnels sollte – auch gedanklich – ersetzt werden durch: Licht an im Tunnel, dann sieht man auch was möglich ist,
und: es ist weniger dunkel.