Kurz vor Schluss
Nebelig beginnt der Dienstag in Solothurn.
Und nur noch drei Kinovorstellungen bis zur Rückreise.
Irgendwie ist eine Woche dann doch schnell vorbei.
Rechenspiele
Was man jetzt schon sagen kann, das Schweizer Filmschaffen hat weiterhin mehr Dokumentarfilme zu bieten, als Spielfilme. Von den acht für den Prix de Soleure nominierten Filme, sind nur zwei Spielfilme. Das gleiche Verhältnis gilt für die Sektion Opera Prima, 6:2. Einzig in der Rubrik Publikumspreis kommen fünf Spielfilme auf drei Dokumentarfilme. Bei den ausgewählten Filmen ist Verhältnis Regisseure zu Regisseurinnen, wie seit einigen Jahren bereits, ausgewogen. Im Gesamtprogramm laufen doppelt so viele Dokumentarfilme wie Spielfilme.
Soweit die Statistik.
Esoterisch
Lila Ribis Film (Im)mortels ist eine Suche nach Antworten, oder DER Antwort, nämlich auf die Frage: Was kommt nach dem Tod? Die Regisseurin hat jahrelang ihre alte Grossmutter gefilmt, und sie auch immer wieder gefragt, was sie glaubt, was nach dem Tod kommt. Die alte Dame, schon zu Anfang des Drehs über 90, bleibt dabei immer klar, pragmatisch und etwas grimmig in ihrer Antwort: nach dem Tod ist nichts. Ihre Enkelin sucht Antworten auch von anderer Seite, von Neurologen, Palliativmedizinern, aber auch diversen ziemlich esoterischen Personen. Sie will glauben oder eher– sich – beweisen, dass da etwas ist, eine Kraft, eine Hoffnung, eine Zukunft jenseits der Zukunft. Diese Suche ist gleichzeitig Stärke und Schwäche des Films, Ribi sucht nicht „ergebnisoffen“. Und so bleiben nur die sehr schönen und bewegenden Gespräche und Situationen mit der Grossmutter, um den Film zu erden. Dadurch erscheint der Film dann irgendwann länger, als es seine 88 Minuten. Durch die sehr persönliche Note kam der Film beim Publikum aber sehr gut an.
Düster
Yaban von Tareq Daoud ist eine ganz düstere Geschichte. Erzählt in Schleifen, die zeitlich vorwärts und rückwärts gehen, lässt der Film offen, wann welche Ereignisse tatsächlich stattfinden. Die Stimmung ist aufgeladen mit Wahn, Lügen und Geheimnissen, die nie ganz geklärt werden. Und am Ende sind nicht mehr alle handelnden Personen am Leben. Sehr eigenwillig, nicht uninteressant und etwas wirr.
Komödie ist schwer
Lost in Paradise von Fiona Ziegler will eine Komödie sein, ein bisschen romantisch, ein bisschen Familienstreit, ein bisschen Sozialkritik. Im Endeffekt gelingt hauptsächlich ein toller und dynamischer Einstieg und eine durchweg sehr gute Kameraarbeit. Ansonsten reiht der Film Klischee an Klischee, wartet mit altbackenen Frauenfiguren auf und ist nicht mal lustig.
Als Vorfilm Dans la nature von Marcel Barelli , eine kindgerechte Animation, die zeigt, dass alle Formen der Partnerschaft, von hetero-über homo bis polysexuell in der Tierwelt vorkommen. Das ist kurzweilig und niedlich.
Der “Wow-Effekt” ist irgendwie ausgeblieben, bleibt zu sehen, was die Jurys entscheiden. Die Preise werden Mittwoch Abend bekannt gegeben.