#FilmTipp EO

 

(c) ch.dériaz

 

 

Ein Esel auf Reisen

 

EO von Jerzy Skolimowski ist eine Art surreales Märchen, das jeder Zuschauer ein wenig anders sieht. Die Szenen sind eigentlich ausschliesslich durch die Anwesenheit des titelgebenden Esels verbunden. Der Rest, also die Reise, das Abenteuer, die Träume, findet durch Assoziation, durch Seherfahrung und Erwartung im Kopf der Zuschauer statt.
Skolimowski bedient das perfekt, in dem er ein wahres Paradebeispiel der Macht und Kraft der Bildmontage liefert.

Stetiges Vorwärts

Der Esel tut im Wesentlichen nichts anderes, als stetig vorwärtszugehen, seinem Schicksal entgegen, oder weniger dramatisch:
Er geht einfach seinen Lebensweg.
Die Emotionen, die scheinbaren Geschichten, alles entsteht aus der Spannung von Perspektiven, Blickwinkeln, Bildausschnitten und eben Erwartungen.
Besonders schön, vor allem am Anfang, ist die reduzierte, aber kraftvolle Musik und die überdeutlichen Geräusche, diese scheinen die akustische Perspektive der Eselsohren einzunehmen. Später im Film wird die Musik etwas sehr breit, und die Präsenz der Geräusche geht zurück, was beides ein bisschen schade ist.

Mit didaktischem Eifer sind die Menschen im Film ebenso zufälliger Hintergrund wie die Landschaft, dadurch reduziert sich das, was sie sagen, auch zu atmosphärischem Klang, es ist nicht wichtig, für den Esel nicht und für die Geschichte nicht. Es bleiben aufgeschnappte Momente.
Damit bleibt das, was der Zuschauer sich an Eselsabenteuer denkt, ganz im Vordergrund und dadurch macht der Film Spass, und bietet Raum für eigene Geschichten.

 

(c) ch.dériaz
Eine Botschaft

 

„Sicherheitshalber“  beginnt der Film mit einer kurzen Botschaft des Regisseurs, der die Botschaft seines Films schon mal vorab verkündet: Es geht um die Tiere.
Tatsächlich hätte man das wohl auch so verstanden, und dieser Anfang irritiert, vor allem durch seine extrem amateurhafte Anmutung.

Was der Film neben den sehr schönen Bildern und dem tollen Schnitt bietet, ist insofern wertvoll, als man ohne dramatischen Höhepunkt, ohne Schreck- und Schockmomente einfach im langsam trabenden Rhythmus des Esels schauen und frei assoziieren kann. Das ist selten genug.
Nach dem Film möchte man eigentlich dringend eine weiche Eselsnase streicheln gehen.

 

(c) ch.dériaz

 

Der Film läuft in Wien weiterhin in folgenden Kinos:
Stadtkino, Village-Cinema, Votiv Kino

 

 

 

 

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