Persönlich und politisch
Schauspielerin und Regisseurin Maryam Zaree macht sich in Born in Evin auf die Suche nach ihren Anfängen, stösst allerdings auf eine massive Mauer aus Schweigen. Zaree wurde im iranischen Gefängnis Evin geboren, ihre Eltern Gefangene des Khomeni Regimes.
Von dieser Ausgangslage aus erzählt Zaree einerseits chronologisch von ihrer Ankunft als kleines Kind in Frankfurt, von ihrem Leben dort mit dem abwesenden Vater, der erst später Gefängnis und Iran verlassen wird, und flicht andererseits ihre Suche nach Antworten im Heute dazwischen.
Suche
Weiter als bis zu: „Du wurdest im Gefängnis geboren“ ist sie bisher nicht gekommen, mit über 30 also der Wunsch mehr zu wissen, und das auch filmisch festzuhalten. Wie in vielen Familien mit massiven Traumata ist aber das Schweigen und das Wir-haben-es-überlebt grösser als der Wille die traumatischen Erfahrungen zu teilen.
So reist sie nach Paris zu Verwandten, zu Tagungen von Exiliranern, nach London, in die USA.
In kleinen Schritten lernt sie mehr von den Zuständen in Evin kennen. Kleine Schnipsel an Erinnerungen, enthüllt von Frauen, die dort waren, Grausamkeit und Folter bahnen sich einen Weg an die Oberfläche, doch ihr persönliches Schicksal bleibt weiterhin diffus.
Verweigerung
Die Mutter verweigert sich, will, obwohl studierte Psychotherapeutin, nicht verstehen, warum diese Antworten wichtig für ihre Tochter sein sollen.
Rückschläge und kleine Fortschritte, viel Schweigen und dann doch Menschen, die ihre Geschichte teilen wollen. Und langsam findet die Regisseurin zu einem, für sie akzeptablen Ergebnis der Suche: nicht die blanken Antworten sind wichtig, sondern die präzise und laut gestellten Fragen an die Mutter.
Bilder
Born in Evin ist aber nicht nur wegen seines Themas interessant, sondern auch wegen seiner filmischen Machart. Trotz der vielen sehr privaten Momente bleibt die Kamera sachlich, ohne es dabei an Empathie mangeln zu lassen. Die Mischung von privaten Video Aufnahmen aus der Anfangszeit in Deutschland gemischt mit den vielen Momenten, in denen Zaree sucht, nachfragt, lästig ist oder einfach still verzweifelt, ergeben einen sehr dichten Film. Und sie findet auch immer wieder sehr schöne, stimmige symbolhafte Bilder, die den Prozess des Suchens und Findens verdeutlichen und weitertragen, aber auch, durch ihre Künstlichkeit, entspannend wirken.
Und ganz nebenbei zeigt sich wie wichtig und universell das Thema der verdrängten Traumata ist.
Der Film ist aktuell im Stadtkino in Wien zu sehen.