Mittendrin in der Herde
Die Welt trudelt gerade Richtung Abgrund, warum also sollte man sich einen Dokumentarfilm über das harte Arbeitsleben einer Milchkuh anschauen?
94 Minuten lang befindet sich der Zuschauer in Andrea Arnolds Dokumentarfilm Cow mitten in einer Herde britischer Milchkühen – ohne erklärenden Kommentar, ohne emotionalisierende Musik, einfach nur die Kühe.
Geburt
Gleich in der ersten Szene gebiert die Kuh, der man von nun an als Person folgen wird, ein Kalb. Das ist, wie fast alle Geburten, berührend. Allerdings wird sie, die Kuh mit der 29 auf dem Hintern, noch bevor die Nachgeburt draussen ist, schon zum Melken geführt. Soviel zu sanfter Geburt und frühkindlicher Bindung.
Kamera
Die ganz grosse Stärke des Films ist die Kameraführung von Magda Kowalczyk.
Sie ist fast ständig auf Augenhöhe der Tiere, leicht und beweglich und immer mitten im Geschehen, sodass man sich schnell als Teil der Herde fühlt. Diese Nähe und Direktheit macht den Arbeitsalltag greifbar und zeigt auf unmittelbare und erschreckende Art, wie Ausbeutung für unsere menschliche Lebensweise funktioniert. Und dabei sind die Kühe in diesem Betrieb wahrscheinlich noch relativ gut dran. Sie haben Bewegung, sie dürfen auf Weiden, sie werden zu Klängen von Popmusik gemolken.
Trotzdem ist schnell klar, sie sind nichts anderes als Arbeitssklaven, ausgebeutet und weggeworfen, wenn sie nicht mehr rentabel sind.
Feuerwerk
Eine einzige Szene dämpft kurz die Freude über diesen starken Film: Wenn in dem Moment, wo der Stier „unsere“ Kuh besteigt, auf ein Feuerwerk geschnitten wird. Das ist im besten Fall albern. Aber hauptsächlich komplett unnötig und es zerstört für einen Moment den Fluss und die Perspektive.
Am Schluss des Films fragt man sich schon, ob ein Leben als Veganer nicht vielleicht doch eine gute Idee wäre.
Der Film läuft zurzeit in Wien noch im Stadtkino.
Wer keine Lust auf Kühe hat, dem sei im Stadtkino Aheds Knie ans Herz gelegt.