Licht an auf der Leinwand

 

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Jetzt ist tatsächlich was passiert

 

Die Infektionszahlen sinken in Österreich, der Politik fällt kein Grund mehr ein, Öffnungen zu verschieben. Und so wird, mit einem lauten Paukenschlag, am Mittwoch, dem 19. Mai alles wieder geöffnet und erlaubt, das die letzten Monate geschlossen und verboten war.
Alles? Alles! Restaurants und Cafés, Sportstätten, Freibäder, Theater und Kinos.

 

 

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Die Vorgaben, die umzusetzen sind, sind allerdings komplex und zum Teil kompliziert, alleine die diversen Testformen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Einheitliche Nachweise sind (noch) nicht vorhanden, wie das also vor den Restauranttüren und den Kinokassen aussehen wird, kann man nicht sagen. Die Kinos sehen sich auf jeden Fall gerüstet: Masken, Kontrollen, Abstände, Belüftung, alles sollte problemlos funktionieren.

 

 

 

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

 

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Als vor ein paar Wochen, gleichzeitig mit allen Geschäften, die mehr als nur sogenannt Notwendiges verkaufen, auch die Museen wieder öffnen durften, war der Ansturm sofort enorm. Vor den meisten Museen gab es – und gibt es weiterhin – Warteschlangen. Der Hunger auf Kunst, auf Kunst anderswo als in den eigenen Vierwänden, scheint gross. Das ist gut, denn alle Kunstbetriebe werden viel Publikum und Zulauf brauchen, um den Verlust der letzten Monate irgendwie auszugleichen.

 

Was wird gezeigt?

 

Mit dem Öffnen allein ist es natürlich nicht getan. Zwar liegen ausreichend Filme „auf Halde“, aber sind sie auch verfügbar? Filmverleih funktioniert ja grösstenteils international, wenn also nur in Österreich Kinos wieder spielen dürfen, werden die internationalen Produktionen dann gezeigt werden können, oder warten die Verleiher lieber auf den ungleich grösseren Markt zum Beispiel in Deutschland?

 

Zeit für einen Blick auf einige Wiener Kinos

 

 

 

Admiralkino
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Das Admiralkino in der Wiener Burggasse hat in den letzten Monaten etwas renoviert und ist jetzt gut gerüstet für den Start am Mittwoch. Die Vorgaben, neben der Kontrolle des Test- oder Impfstatus, sind im Wesentlichen dieselben wie vor dem letzten Komplettlockdown: Abstand, Maskenpflicht, Registrierung. Damit das am ersten Abend reibungslos läuft, plant Michaele Englert am Vorabend einen internen Probelauf.
Eröffnet wird dann mit: Waterproof von Daniela König und Ema von Pablo Larrain.

 

 

Filmcasino
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Das Filmcasino startet mit der restaurierten Fassung von In the Mood for Love  von Wong Kar-Wai.

 

 

 

 

 

Burgkino
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Im ehrwürdigen Burgkino wird es eine persönliche Auswahl der 10 besten Filme der letzten 20 Jahre geben, am Eröffnungsabend: Mulholland Drive von David Lynch.

 

 

 

Stadtkino
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Das Stadtkino eröffnet mit Federico Fellinis und startet dann mit dem österreichischen Film Ordinary Creatures von Thomas Marschall.

 

 

Schwerer als die Programmkinos haben es die Kinoketten, denn die grossen „Popcorn Produktionen“ stehen wohl erst zur Verfügung, wenn in andern Ländern auch mit Öffnungen zu rechnen ist. So öffnet das Artis Kino zum Beispiel vorerst noch nicht.

 

Wünsche und Träume

 

Das Admiralkino hätte übrigens am liebsten mit dem Oscar Gewinnerfilm Nomadland eröffnet, aber dieser Start ist noch etwas verschoben. Man wird also auf einige grössere internationale Produktionen weiterhin warten müssen. Aber vielleicht kann diese Zeit genutzt werden, um das reichhaltige europäische Arthouse – und Dokumentarkino auf die Leinwände zu bringen.

Bleibt also, allen Kinos einen tollen Neustart zu wünschen, allen Zuschauern viele inspirierende Kinoerlebnisse und uns allen, dass das Licht auf den Leinwänden so bald nicht wieder ausgeht.

 

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Kino, Kunst und Kommerz

Pardokuh will ins Kino (c) ch.dériaz
Pardokuh will ins Kino
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Film: Kunst und Industrie

Langsam kommt Bewegung in die pandemische Trägheit!

Nicht nur einkaufen ist wieder möglich, auch essen gehen mit Freunden und – ab Mitte Juni – werden die Kinos ihre Säle wieder dem Publikum öffnen dürfen.
Zeit wurde es ja.
Es sieht sogar langsam so aus, als ob auch Dreharbeiten wieder möglich werden. Von Konzepten beim Dreh und sogar von finanziellen Sicherheiten, bei Ausfällen,  ist die Rede.

Vielleicht war das Aufschreien vonseiten der österreichischen Kunst- und Kulturschaffenden dann doch laut genug, dass sich die verantwortlichen Stellen zusammengesetzt haben; es scheint Pläne und Ideen zu geben, nach denen eine grosse Anzahl Kollegen demnächst wieder Geld verdienen könnten.
Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es da ein fundamentales Verständnisproblem gibt.

Kein Hobby

Filmschaffende sind keine verrückten Hobbybastler. Nur weil vielen die Arbeit Spass macht, qualifiziert das die Arbeit längst nicht zum Hobby oder Zeitvertreib runter.
Wenn man von Filmwirtschaft oder auch Filmindustrie spricht, ist das kein hübsches Synonym, weil man nicht zum dritten Mal Filmemacher/Filmschaffende oder Ähnliches sagen oder schreiben mag. Film ist ein Geschäft, manche verdienen daran sogar sehr viel, also wirklich viel Geld, und sehr viele verdienen damit einfach ihren Lebensunterhalt.
Das unterscheidet Menschen bei Film und Fernsehen dann nicht so sehr von allen anderen arbeitenden Leuten. Aber aus irgendwelchen unklaren Gründen hat sich das nie richtig etabliert im kollektiven Denken. Und so bleiben viele im Schatten, ihre oft prekären Arbeitsverhältnisse sind selten bis nie Thema, ist ja nur Film.

Genug von DVDs (c) ch.dériaz
Genug von DVDs
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Aber Film ist das, womit sich sehr viele Leute, während sie selber darauf warten, oder gewartet haben, wieder an ihre Arbeitsplätze zu gehen, die Zeit vertrieben haben und vertreiben werden. Film ist Teil der allgemeinen Freizeitkultur.

Diese Filme muss aber jemand herstellen. Drehbücher muss jemand schreiben, Regie führen, Kamera führen, schneiden, Kostüme und Masken müssen erdacht und erstellt werden, Tricks ausprobiert und umgesetzt werden etc. Wer sich eine Vorstellung machen möchte, wie viele Kollegen an einem Film gearbeitet haben, kann ja beim nächsten Kinobesuch den ganzen Abspann anschauen, oder beim Abspann im Fernsehen, selbst wenn der haarsträubend kurz ist und sehr schnell läuft, nicht wegschalten.

Eine Lobby muss her

Wir müssten also darüber reden, dass das Produkt, das die Filmindustrie herstellt, wie jedes andere Produkt auch, gekauft, also bezahlt werden muss; damit die Produzierenden ihr Leben finanzieren können, damit auch demnächst noch Filme zu sehen sind, damit der Zuschauer, also der Konsument, nicht nur Wiederholungen alter Kamellen zu sehen bekommt. Die Filmwirtschaft kann nicht unwichtiger sein als die Fussballbundesligen (der Männer), hier wäre eine starke Lobby gefragt, oder zumindest starke, interessierte und informierte Zuschauer.

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In den letzten zwei Monaten haben sich viele Filmfestivals im Internet abgespielt, was wichtig war und ist, sowohl für die Filmemacher als auch für die Sponsoren, und viele Filmschaffende haben in den letzten zwei Monaten Werke, ihre Werke, gratis ins Internet gestellt. Das ist schön, das hat die Künstler und die Zuschauer abgelenkt und Freude bereitet. Aber es hat womöglich auch den falschen Glauben genährt, dass es Kunst gratis gibt, dass Kunst so nebenbei entsteht und ihr Wert nichts wert ist.
Das wäre schade, sehr schade.
Wir sind ein integraler Teil der Wirtschaft und ohne das was wir kreieren wäre die Welt ganz schön farblos, die Freizeit ganz schön leer.
Jemand muss, wie in Leon Lionnis schönem Kinderbuch „Frederick die Maus“, die Farben, das Licht und die Gerüche sammeln und aufbereiten, um sie später mit allen zu teilen.
Film ist kein Luxus, Film ist lebenswichtig.

(c) d.dériaz Photo des Buchs Leon Lionni „Frederick die Maus“