#Visions du Réel – Die Preise

 

 

(c) ch.dériaz

 

Die Jurys haben entschieden

 

Mit den Juryentscheidungen und den Preisvergaben ist die 51. Ausgabe von
Visions du Réel zu Ende gegangen.
Zum Glück lassen sich die Filme online noch nachholen.
Hier also drei Preisträgerfilme in der Einzelkritik.

 

 

Auf der Suche nach dem verlorenen Hund

 

Der Preis in der Kategorie Kurz- und Mittellange Filme geht an:
Without (Bez) von Luka Papić.
Ausgehend vom Verschwinden eines kleinen Hundes, wird hier von Gott und der Welt fabuliert. Ein Maler sucht seinen anscheinend verlorenen Hund. Statische Bilder, die gleichzeitig ikonisch und schmutzig aussehen, bilden den Hintergrund für die oft im Off vorgebrachten Ideen zu Hunden, Religion, Vorurteilen und der Welt an sich. Eine schräge Geschichte, an deren Ende zwei Strassenhunde Cervantes „Gespräch zweier Hunde“ (auf)führen und damit den intelligentesten Dialog des Films führen.
Ach ja, der verschwundene Hund des Malers meldet sich telephonisch: alles in Ordnung, es gehe ihm gut.

 

 

Without(Bez) (c)Luka Papić

 

 

 

Auf der Suche nach Eisbären

 

Der Preis der Jugendjury geht an:
Churchill, Polar Bear Town von Annabelle Amoros.
Im Norden Kanadas sind Eisbären, die in Städte kommen, ein Problem, aber auch eine Touristenattraktion. Der Film zeigt, wie Patrouillen in Autos und Hubschraubern nach Eisbären suchen, um sie anschliessend mit Lärm zu vertreiben und zu vergrämen. Weite Landschaften im Breitbildformat menschen- und bärenleer, aber mit viel Schnee und Eis, und dann tauchen tatsächlich auch vereinzelt Eisbären auf. Eine spielerisch-verspielte Reportage über das Zusammenleben von Mensch und Tier, die sich auch nicht ganz ernst nimmt.

 

 

Churchill, Polar Bear Town (c)Annabelle Amoros

 

 

 

Mysterien am Fluss

 

Der Hauptpreis des internationalen Wettbewerbs geht an ein Hybrid zwischen Spiel- und Dokumentarfilm: L’îlot von Tizian Büchi.
Ein ruhiges Wohnviertel ausserhalb von Lausanne, kleine Mehrfamilienhäuser, Kinder spielen auf der Strasse, ein Flüsschen mit verwildertem Uferbereich, alles scheint ganz entspannt. Trotzdem gehen zwei Wachmänner Tag und Nacht durchs Viertel, sperren den Uferbereich mit Flatterband ab, schauen, dass alles ruhig bleibt. Aber zu keinem Zeitpunkt wird enthüllt, warum sie da sind. Immer wieder scheint eine Begründung gleicht kommen zu können, aber nein, der nächste Satz handelt von ganz etwas anderem, und das Mysterium bleibt erhalten. Langsam und in sehr schönen Bildern wird das Viertel erzählt, die Menschen, die dort leben, die Wachleute, man erfährt vieles, während die Spannung in der Luft hängt. Alles bleibt in einem ruhigen Fluss und führt letztlich nur im Kreis, wie die Runden der Wachen. Und am Ende ist man wieder an derselben Stelle wie zu Beginn: am Flussufer, wo vielleicht irgendwann etwas passiert ist, oder eben auch nicht.

 

 

L’îlot (c) Tizian Büchi

 

Das war’s

Es ist interessant, dass doch einige der Preisträgerfilme sich nicht streng in die Kategorie Dokumentarfilm einordnen lassen. Mal ist die „Inszenierung“ klar, mal ist sie subtil, manchmal sieht man sie – vermutlich aus Unkenntnis – gar nicht.
Es gab auf jeden Fall viele künstlerisch spannende, inhaltlich sehr unterschiedliche Filme zu sehen.
Der Dokumentarfilm gehört definitiv in die Kinos.
Alle Preise gibt es hier.

 

 

Das war’s aus Nyon
(c) ch.dériaz

 

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